Nach der Krise ist vor der Krise

Der onehin schon schwierige Kunstmarkt fordert noch mehr Idealismus. Ausstellungen im In- und Ausland wurden geschlossen, verschoben oder abgesagt. Mit der Neuanordnung des Bundesrats halten wir weiter durch, bleiben achtsam und  sind ZÄME UF DISTANZ. Der EinBLICK hinter die Kulissen zeigt, das Not erfinderisch macht und zahlreiche Kunstinteressierte vor den Bildschirm lockte. Dank euch blieb KUNSCHTPLATZ selbst in der Coronakrise lebendig und animierte Künstler, Galerien und Kunstinteressierte, sich von einer anderen Art zu präsentieren. Für alle die zwischendurch mal ihren Kopf beim Spazieren durchlüften, heisst es jetzt erst recht - auf die Plätze, fertig, klick. KUNSCHTPLATZ suchte das beste Winterfoto und lud am 18. Jänner 2021 zur Umfrage ein. Ob lustig, härzig, spannend oder verträumt, wir danken für Ihre Stimmbeteiligung mit Impressionen. Platz 4 für David Häner mit dem glattesten Foto. Platz 3 für Marco Bernasconi mit dem süssen Lenny. Platz 2 für Michael Hirschi mit dem Foto für Auskenner und Platz 1 für Nathalie Schuster, die die Kunst im öffentlichen Raum von Basel widerspiegelt.

 

 

 

Claudia Bösch
Meine Berufung war der BIO-Gemüsanbau, umgeben von Kunst. 2012 war der Drang des kreativen Ausdrucks so gross, dass ich eigene Wege ging. Mein Glück liegt in der Zufriedenheit, selbstbestimmt Kunst zu schaffen, mit den Mitteln die mir zur Verfügung stehen. Sein und haben wird in Zeiten des Umbruchs ausgelotet. Not macht erfinderisch, Ideen kommen in Fluss und steigern die Kreativität. In der Malerei gelang es mir, einen eigenen Stil zu entwickeln, der nicht zu kopieren ist. Recherche, Textkreation, Konzept und Strategie, sind mein zweites Standbein. So nutze ich die Coronakrise kreativ, um konstruktiv zu sein.

 

 

Maria Martin
Während dem Lockdown habe ich Dinge machen können, die ich sonst nie tue oder gerne auf die lange Bank schiebe. Da ich als Therapeutin meine Praxis schliessen musste, hatte ich viel mehr Zeit für Haus und Garten. Ich habe selber Brot gebacken, Fenster geputzt, ausgemistet, die Praxis-Buchhaltung und die Steuererklärung abgeschlossen, die Festplatte am Computer ausgewechselt, etc. Ausserdem unterstütze ich meinen jüngsten Sohn beim digitalen Unterricht und täglichen Fitnessprogramm. Dazwischen nehme ich mir Zeit für meine Malerei. Künstlerisches Schaffen „zwingt“ mich immer, mich zu zentrieren und auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich empfinde diesen Prozess als sehr heilsam. Was gerade in dieser aussergewöhnlichen Zeit leider zu kurz kommt. Ich wünsche euch allen gutes Durchhalten und bleibt Gesund. 

 

 

Marianne Mali Chiu
Vor einigen Monaten hatte ich einen kleinen Unfall, der mich zwang, das Atelier in meinem Zuhause einzurichten. Nun kommt es mir sehr gelegen, sozusagen mit einem Klick vom Bett zur Staffelei. Das Malen im Wohnzimmer ist eine Bereicherung. Man kann das singen, kochen, essen und schlafen einfach im Corona-Tagesablauf integrieren und es sich gut gehen lassen. 
 

 

Galerie Brigitta Leupin
Meine Liebe zur Kunst habe ich von Paps, ein bekannter Kunstmaler seiner Zeit. Als Galeristin trage ich seit 20 Jahren die Verantwortung und gehe den Balanceakt zwischen Faszination, Freude und finanziellem Risiko ein. Die Coronakrise stellt den Kunstmarkt erneut auf die Probe. Aber ich bin krisenerprobt und nutze die Zeit, um innovativ und begeistert neue Wege zu gehen. So werde ich am 15.05.2020 meine Galerie wieder öffnen, um den Basler Kunstmarkt noch für ein paar Jährchen aufzumischen. Ab dem 06.06.2020 wird meine Galerie zu einer WUNDERGUGGE. Ich freu mich auf dich, Brigitta!

 

 

Hugo Hostettler 
Ein Telefonanruf reisst mich aus meinem Zeichnen und Malen, keine bekannte Nummer, nehme ab und bin erstaunt. Eine freundliche Stimme fragt mich nach meiner Website "nähcoach.ch" und scheint schon sehr gut über meine künstlerischen Tätigkeiten informiert zu sein. Es entwickelt sich mit Claudia Bösch ein tolles Gespräch über Corona, die Kunst und die aktuelle Zeit. Ich bin in vorzeitiger Pension, lebe mit meiner Frau seit 6 Wochen zu Hause, lasse Einkaufen, gehe nur noch für Spaziergänge ausser Haus. Vor ein paar Jahren startete ich einen Nähblog, schrieb ein paar Posts und liess es wieder einschlafen. Beabsichtigt hatte ich, meine frechen Skizzen in Kleidungsstücke zu verwandeln. Überall wurde jetzt beklagt, dass man keine Schutzmasken kaufen könne. Da es viel zu wenig hat, ist es wichtig, diese nur für die professionellen Dienste einzusetzen. Meine Frau, eine ehemalige Krankenschwester fand, dass wir eine Lösung finden sollten. So versuchte ich, Masken selber zu nähen. Informierte mich, sah wie man in China, Japan selber Masken näht, suchte nach Schnittmustern, schaute eine alte, noch vorhandene Staubmaske an und konstruierte meine Maske. Inzwischen habe ich sie noch optimiert und man kann sie einfach nähcoach.ch mit Anleitung herunterladen. Ich kann vielleicht in nächster Zeit einige Masken selber Nähen und damit den Freundeskreis ausrüsten, aber ich möchte kein Geschäft daraus machen. Vor allem weiss ich nicht, wie ich mit dem Druck von Bestellungen umginge. Eigentlich möchte ich, dass möglichst viele Menschen Masken nähen, Reste von Baumwollstoffen aufbrauchen und damit ihren Bekanntenkreis ausrüsten. So könnte die Schweiz sehr schnell zu Masken für die Bevölkerung kommen. Nun wende ich mich wieder meinem Projekt zu und skizziere ein Märchenbuch für meine Enkelin.